Musizieren für Jedermann

Die Kirchenmusikerin und freiberufliche Musiklehrerin Dorothea Holtz hat mit ihrer Zauberharfe Einzug in unser Altenpflegeheim „Annastift“ gehalten. Einmal pro Woche übt sie mit den Bewohnern beliebte Melodien.

Sonneberg – Bedächtig, aber bestimmt schlägt Christa Bauer mit dem Plektrum die Saiten an. Es geht ihr leicht von der Hand. Die Melodie erkennt man sofort: „Alle Jahre wieder“ übt sie gemeinsam mit anderen Bewohnern des Altenpflegeheims „Annastift“ und unter fachlicher Anleitung von Dorothea Holtz, um musikalisch auf die Weihnachtszeit einzustimmen.
„Ohne Notenlesen und zeitintensives Üben kann wirklich jeder auf der Zauberharfe spielen“, erklärt die freiberufliche Musiklehrerin und Kirchenmusikerin Holtz, die jüngst eine Weiterbildung im Bereich Musikgeragogik abgeschlossen hat, das wunderlich anmutende Instrument. Auf den ersten Blick könnte man es für eine Zither halten – jedoch weitaus weniger komplex und mit weniger Saiten. Unter den Saiten liegt das Notenblatt, das von oben nach unten gelesen wird. Den Noten folgt man auf den Saiten entlang, wo sie stehen: mal weiter oben, mal weiter unten, ein Stück nach links, ein Stück nach rechts. Dabei spielt es keine Rolle, ob man des Notenlesens mächtig ist – denn bei der Zauberharfe bezeichnen sie lediglich die Dauer des Erklingens und nicht die Namen wie bei einer Tonleiter. Eben deshalb sei es möglich, schon nach kurzer Einweisung auf diesem Instrument spielen zu können, betont Holtz. Besonders Demenzerkrankten gelänge es auf unkomplizierte Weise, sich den Wunsch zu erfüllen, ein Instrument zu erlernen.
Wie man diese Fähigkeit am besten vermittelt, hat Dorothea Holtz während einer einjährigen Ausbildung in Münster gelernt. „Ich habe schon länger damit geliebäugelt“, gibt sie zu. Aber immer sei etwas dazwischengekommen. Doch in diesem Fall habe die Corona-Zeit etwas Gutes gehabt: „Da ich nicht mehr in die Einrichtungen und gerade in der Anfangszeit der Pandemie nur bedingt mit meinen Musikschülern proben konnte, habe ich mich im Lockdown endlich angemeldet“, berichtet sie voller Stolz.

112 Unterrichtsstunden hat sie absolviert, um als Musikgeragogin alten Menschen die Freude am Musizieren zu ermöglichen. Diese Fachdisziplin beschäftigt sich mit musikalischer Bildung im Alter sowie mit den dazugehörigen musikbezogenen Vermittlungs- und Aneignungsprozessen und alldem, was das Alter so mit sich bringt. „Sie ist speziell auf Senioren zugeschnitten“, sagt Dorothea Holtz, „anders als die Musiktherapie, die sich auf alle Altersklassen bezieht, und anders als die Musikpädagogik, die vorrangig für Kinder und Jugendliche gedacht ist.“ Die Arbeit mit alten und sehr alten Menschen erfordert eine andere Herangehensweise als die Nachbardisziplinen, was wiederum Auswirkungen auf Forschung, Ausbildung und Praxis hat. „Dabei werden besonders die persönlichen Lebenserfahrungen berücksichtigt, das Lernen bei geistiger und körperlicher Beeinträchtigung sowie die Validation, also eine Haltung im Umgang mit demenzerkrankten Menschen“, erläutert die 54-Jährige ihre gewählte Fachrichtung.
Die Arbeit mit den Senioren und der Zauberharfe macht ihr so große Freude, dass die Musiklehrerin bereits ein Auge auf das nächste Projekt geworfen hat: „Im kommenden Jahr möchte ich das freie Trommeln anbieten, den sogenannten Drum Circle“, verrät sie. Auch hierbei könne jeder mitmachen – von Alt bis Jung, denn Musik ist für alle Menschen da.
Die positiven Auswirkungen ihrer Arbeit mit den Senioren und der Zauberharfe indes sind sichtbar und spürbar: „Unsere Kurse sind alle freiwillig“, sagt Holtz. „Alle Teilnehmer haben große Freude am Musizieren mit der Zauberharfe, aber auch mit der Comfort-Tenor-Blockflöte, die für Menschen mit kleineren Händen gebaut wurde, weshalb sie gut für Senioren geeignet ist. Alle sind nach unserer kleinen Musikstunde gelöster und im Allgemeinen besser drauf.“ Und auch die Bewohner in den jeweiligen Wohnbereichen kommen in den musikalischen Genuss; wollen doch Dorothea Holtz und ihre Musiker auf jeder Etage des Annastifts eine kleine Vorstellung ihres Könnens in der Adventszeit geben, bevor sie sich im neuen Jahr anderen Melodien widmen werden.

Diakoniewerk der Superintendenturen Sonneberg und Hildburghausen/Eisfeld e.V.
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MITGLIED IM LANDESVERBAND DIAKONISCHES WERK EVANGELISCHER KIRCHEN IN MITTELDEUTSCHLAND E.V.

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