Wenn sich Neugier, Stille und Mystik begegnen
Über die diesjährige Pilgerwanderung unserer Fachgruppe „Geistliches Leben“:
Innehalten und die Gegenwart Gottes in der Natur und in der Stille wahrnehmen – diese Impulse begleiteten Pilgerfreunde auf ihrem Weg von Themar nach Kloster Veßra. Gastgeber dieser Pilgertour war die Kirchgemeinde Themar inklusive der kreativen Unterstützung von Pastorin Ulrike Polster.
Zum dritten Mal in Folge fand dieses wunderbare Ritual in der Begegnung zwischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Diakoniewerkes Sonneberg, Hildburghausen/Eisfeld und neugierigen Pilgern aus den verschiedenen Kirchgemeinden der Landkreise Sonneberg und Hildburghausen statt.
„Auf und Ab – gemeinsam auf dem Weg“ – so hieß das Motto, dem 26 Wanderfreunde folgten. Auf halber Strecke inspirierte ein Impuls von Anselm Grün die Teilnehmenden, eine kleine Pause zum Innehalten einzulegen. Der Ausblick auf eine herrliche Landschaft lag vor ihnen und konnte in vollen Zügen genossen werden. Das Werratal beeindruckt an dieser Stelle mit einer steilen Felswand, die mit gigantischen Spalten durchsetzt ist. Dieser Felsabbruch soll durch Bergstürze (zuletzt im April 1595) in dieser Schönheit entstanden sein. Pastorin Polster ergänzte dieses Staunen durch eine Sage, die passend zu dieser Naturschönheit in der Region erzählt wird.
Nahe Kloster Veßra waren auf dem Plateau des Wanderweges die Türme der Klosterkirche von weitem erkennbar. Wiederum ein wunderbarer Ausblick auf Natur und das Geheimnis, das sich im Henneberger Museum verborgen hält.
Die Zusage des Begrüßungsimpulses „Ich bin da“ war in der romanischen Grabkapelle des Museums Kloster Veßra deutlich spürbar.
„Geh aus mein Herz und suche Freud“ – Dieses Lied stimmte die Pilgergruppe mit der besonderen Akustik und Atmosphäre auf eine gemeinsame Zeit der Besinnung und Stille ein. Die biblische Geschichte der Sturmstillung bildete den Rahmen der kleinen Andacht, die durch Pastorin Ulrike Polster achtsam begleitet wurde.
Das Wort Gottes kann eine heilvolle Stille ins Leben rufen. Wir Menschen sind mitten in unserem Alltagsgeschehen gefragt: Können wir vertrauen, auch und gerade in Situationen, in denen uns alles wegzubrechen scheint? Die Frage nach unserem Glauben, nach unserem Vertrauen stand im Raum. Vielleicht können wir Vertrauen und Staunen wieder neu einüben. Und vielleicht können uns Pilgererfahrungen dabei helfen.
Iris Fleischhauer ergänzte diese gemeinsame Zeit der Besinnung mit einem Auszug aus einer wunderbaren Erzählung, die von diesem mystischen Ort aus der Zeit des Mittelalters berichtet. Die sehr lebendige und gleichzeitig berührende Geschichte der Heiligen Hedwig mit ihrem bewundernswerten Dienst an den Armen und einem tiefen Gottvertrauen faszinierte die Zuhörenden. Man konnte es an Mimik und Gestik gut erkennen. Die Besichtigung der Klosterruine rundete das Gehörte und Erlebte ab.
Die gegenseitige Verteilung von Segensarmbändern war ein besonderer Moment, der die Wanderer gestärkt auf dem Rückweg nach Themar begleitete. Beim abschließenden gemütlichen Beisammensein im wunderschönen Ambiente des Pfarrhofes war bei vielen Wanderfreunden zu hören, dass diese gewachsene Tradition gerne im nächsten Jahr fortgeführt werden kann.
Es bleibt die offene Frage: Was können wir nach solch einer Pilgertour in unserem Rucksack mit nach Hause nehmen? Darauf gibt es wohl bei den Teilnehmenden die verschiedensten Impulse und Antworten. Vielleicht ist an diesem Nachmittag ja das überaus mitfühlende Herz der Heiligen Hedwig, vielleicht ist es auch die Besinnung und Reduzierung auf das Wesentliche in uns und um uns herum. Innehalten und die Gegenwart Gottes erspüren.
Christine Kalies.